Learnings aus den Fallteams
Fallteams August 2022
"Wir messen eure Leistungen nicht - wir fühlen sie"
Eine erfolgreiche Schulbegleitung lässt sich für uns nicht nur an objektiv messbaren Faktoren festmachen. Wir messen Begleitungen nicht an Rückmeldungen in HPGs, nicht an den Noten der Schützlinge oder daran, wie schnell ein Schützling unbegleitet zur Schule gehen kann.
Für uns steht die individuelle Bezugsnorm im Vordergrund und die Frage "Welche Fortschritte macht der Schützling im Vergleich zu gestern, letztem Monat oder vor einem Jahr". Und diese Entwicklung ist nicht linear.
Viel wichtiger ist uns, dass wir fühlen, wie wertvoll eure Unterstützung für eure Schützlinge ist. Wenn wir mit euch telefonieren, wenn ihr in den Fallteams von euren Fällen berichtet und wenn wir euch in den Hospitationen besuchen fühlen wir euren Einsatz, euer Mitdenken und euer Mitfühlen mit euren Schützlingen - das ist uns wichtig.
Schulbegleitung ist kein Sprint - sie ist ein Langstreckenlauf
Hey, nimm das Tempo raus. Das Gras wächst nicht schneller, wenn wir daran ziehen. Dein Schützling bestimmt das Tempo seiner Fortschritte. Erlaube dir und euch seine Geschwindigkeit zu wählen. Du musst nicht von hinten schieben und auch nicht zu weit vorne davonlaufen.
Dein Schützling profitiert von dir und darf mit deiner Begleitung eigene Entwicklungsschritte machen - wann und wie schnell er welchen Schritt macht, liegt in seiner oder ihrer Hand.
Wer hat hier gerade eigentlich das Problem?
Oft setzen wir uns als Schulbegleitende unter Druck und erwarten von uns, dass wir jede Situation bestmöglich lösen. Das kann manchmal anstrengend sein - zum Beispiel, wenn unser Schützling verweigert, nichts mehr geht oder sogar ausfällig wird. All eyes on you (?) - die Lehrkraft, der Schützling, dein Arbeitgeber und du selbst erwarten von dir, dass du diese Situation schnellstmöglich löst. Wirklich? Nein. Das ist nicht allein deine Aufgabe - und deshalb auch nicht allein dein Problem. Trau dich, dir gedanklich ganz offen die Frage zu stellen "Wer hat gerade das Problem?" - und wenn es für dich okay sein darf, dass dein Schützling dieses Verhalten zeigt, dann kannst du dich entspannen und überlegen, was jetzt gerade ein guter Schritt sein könnte.
Das kann Rausgehen mit deinem Schützling sein, gemeinsam mit der Lehrkraft entwickelte Strategien anwenden oder aber auch dich selbst aus der Situation zurückziehen, wenn das für dich gerade notwendig ist.
Wichtig: Es ist nicht dein Job, dass dein Schützling auf möglichst schnellem Weg wieder ruhig auf seinem Platz sitzt und dem Unterricht folgt.
Fallteams September 2022
Vertrauen kann wiedergewonnen werden
Das Vertrauen deines Schützlings zu dir ist ein schützenswertes und wertvolles Gut. In diesem Vertrauensrahmen darf dein Schützling Entwicklungsschritte gehen und Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten dazugewinnen.
Manchmal stehen wir als Schulbegleitungen vor Entscheidungen, bei denen wir Sorge haben, dass sie das Vertrauensverhältnis zu unserem Schützling beschädigen könnten. Dein Schützling darf und soll kontrollerlebend lernen, dass er die Dinge mitgestalten darf, die ihn angehen und, dass sein Wille gehört und berücksichtigt wird. Es gibt allerdings auch Situationen, in denen du mit mehr Weitsicht agieren kannst, als dein Schützling es in manchen Momenten für sich selbst kann. In solchen Situationen ist es zeitweise notwendig, auch Entscheidungen zu treffen, von denen du glaubst, dass sie das Vertrauensverhältnis gefährden können. Wenn du diese Entscheidungen zum Wohle deines Schützlings triffst, ist dies okay. Und Vertrauen könnt ihr gemeinsam wieder aufbauen – so, wie ihr es zuvor bereits geschafft habt. Wenn dein Schützling verstehen kann, dass du zu seinem Besten gehandelt hast, vielleicht sogar noch stabiler als vorher.
Argumentiere vom Schützling aus!
Dein Schützling ist Teil unterschiedlicher Systeme, in denen er oder sie in Kontakt mit verschiedenen Menschen ist. Damit Lehrkräfte, Jugendamtmitarbeitende, Eltern und Schulbegleitende bestmöglich im Sinne des Kindes zusammenarbeiten können, ist ein guter Austausch wertvoll. In diesen treffen manchmal unterschiedliche Beobachtungen und Hypothesen aufeinander. Manchmal ist es hier wichtig bspw. Lehrkräften die eigene Perspektive zu spiegeln oder Vorschläge auszudrücken, wie in welcher Situation mit dem Schützling umgangen werden könnte.
Wichtig hierbei ist es, vom Schützling aus zu argumentieren.
Aus einem Satz wie "Sie müssen in den Situationen, in denen Svenja unruhig wird besser auf sie eingehen", kann dann zum Beispiel werden: "Ich habe Svenja in einigen Situationen beobachtet und dabei gesehen, dass es für sie sehr hilfreich sein kann, wenn sie in diesen Momenten einen Teil Ihrer Aufmerksamkeit bekommt, um wieder zu ihren Aufgaben zurückzukehren.".
Fallteams Oktober 2022
Deine Emotionalität ist deine Stärke
Deine Emotionale Intelligenz ist eine deiner größten Stärken in der Begleitung deines Schützlings. Deine eigenen Emotionen zu kennen und beeinflussen zu können ebenso, wie die Emotionen deines Schützlings wahrnehmen und einordnen zu können. Dies ermöglicht dir einen stabilen Beziehungsaufbau und lässt dich Vorbild für deinen Schützling darin sein, wie wertvoll es sein kann, mit seinen Emotionen in Kontakt zu sein. Ebenso befähigt sie dich, die Emotionen deines Schützlings zu spiegeln und ihm oder ihr damit, sich in deinem Spiegel entwickeln zu dürfen. Gleichzeitig kann es eine große Herausforderung sein, emotional eng mit einem Menschen verbunden zu sein - gerade wenn dieser Mensch selbst besondere eigene Herausforderungen mitbringt. Sei dir also deinen Emotionen bewusst und checke ab und an mit ihnen ein - damit gibst du dir die Chance selbstbewusst handlungsfähig zu sein und zu bleiben - und manchmal auch Grenzen setzen zu können.
Schulbegleitung darf sich auch anstrengend anfühlen
"Lehrkräfte haben einen anstrengenderen Job, ich bin ja nur für eine:n Schüler:in zuständig", "Manchmal sitze ich ja auch einfach nur daneben".
Oft setzen wir unsere Arbeit ins Verhältnis zu anderen und erlauben uns darüber nicht, uns und anderen gegenüber einzugestehen, dass die Arbeit als Schulbegleiter:in als anstrengend und stressreich empfunden werden kann. Du bist in einem fordernden System unterwegs, du begleitest Menschen mit eigenen Herausforderungen, die auch für dich fordernd sein können. Du bewegst dich in einem System aus unterschiedlichen Wünschen und Anforderungen. All das darf dazu führen, dass du Anstrengung und sogar Erschöpfung erlebst - sich dies einzugestehen ist ein Teil der Selbstfürsorge. Nur wenn du dir dies erlaubst, hast du die Möglichkeit daran etwas zu verändern.
Der Umgang mit Nähe und Distanz ist eine ernst zu nehmende Herausforderung
Das Thema Nähe und Distanz zu seinem Schützling, seinen Eltern und anderen Menschen im System ist eine der großen Herausforderungen in der Arbeit als Schulbegleiter:in. Oftmals ist es ein Balanceakt zwischen Beziehungsaufbau und -pflege einerseits und Abgrenzung und professioneller Distanz auf der anderen Seite. Das kann und darf schwierig sein – und ist es für viele. Manchmal kann es hilfreich sein, darüber zu sprechen und sich durch seine Fallführung oder in der kollegialen Fallberatung spiegeln zu lassen, um sich mit diesem Balanceakt nicht alleine zu fühlen.
Fallteams Januar 2023
"Es tut manchmal gut, einfach mit anderen darüber zu reden"
... und genau dafür dürfen die Fallteams ein vertrauter und sicherer Rahmen sein.
Häufig nehmen die Teilnehmenden der Fallteams neue Perspektiven, Methoden und inhaltliche Ideen mit nach Hause.
Ein ganz wichtiger Bestandteil, der in jedem Fallteam Platz hat, ist es, sich die Dinge vom Herzen reden dürfen, Gefühle in Worte fassen und so den Themen einen guten Platz geben können. In der Regel führt allein dies zur Erleichterung für die Fallgebenden. Gleichzeitig sortiert das Berichten auch die eigenen Gedanken und sorgt für mehr Klarheit.
Manche Themen dürfen wiederkommen
"Ich hätte vielleicht ein Thema, aber darüber haben wir schonmal gesprochen, deshalb weiß ich nicht, ob es nochmal Raum bekommen sollte"
Wenn es ein Thema gibt, das dich gerade umtreibt, bist du eingeladen es mit der Gruppe zu teilen. Egal, wie oft wir bereits darüber gesprochen haben.
Viele Themen, die unsere Schützlinge und Mitarbeitende betreffen, sind so bedeutend, dass es Teil unserer gemeinsamen Verantwortung ist, sie regelmäßig in unsere Fallteams und damit ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit zu holen. Ein Thema ist nie genau das gleiche, wie beim letzten Mal und die Herausforderung des einen ist nie genau die gleiche, wie die einer anderen. Außerdem ist vielleicht gerade in diesem Fallteam jemand dabei, der über dieses Thema noch nicht in diesem Rahmen gesprochen hat.
Fallteams März 2023
"Schmiede das Eisen, wenn es kalt ist"
Eine Aufgabe der Schulbegleitung kann darin bestehen den Schützling dabei zu unterstützen das eigene Verhalten zu reflektieren, um beispielsweise den Aufbau sozialer Kompetenzen zu fördern.
Dabei kann der Zeitpunkt und das Setting entscheidend sein. Häufig verweigern Schützlinge eine Reflektion, wenn sie unmittelbar im Anschluss an eine problematische Situation platziert wird oder empfinden sie als Teil der, auf ihr Verhalten folgenden, "Bestrafung".
Natürlich gibt es Situationen, in denen akuter Handlungsbedarf besteht. Manchmal kann es aber auch gewinnbringend sein, die Situation zunächst "abkühlen" zu lassen (räumlicher oder zeitlicher Abstand) und dann in einem angemessenen, ruhigen und sicheren Setting gemeinsam mit dem Schützling in die Reflektion zu gehen. Dies kann bspw. erreicht werden, indem regelmäßig Reflektionsrahmen gestaltet werden - unabhängig von konkreten "problematischen" Situationen.
Wichtig aus unserer Perspektive: Wir verstehen den Schützling als "Schmied" - als Schulbegleitung dürfen wir ihn dabei unterstützen und den Rahmen schaffen.
SYSTEMGRENZE? "GERADE DANN!"
Unsere Schützlinge bewegen sich häufig in herausfordernden Systemen. Als Schulbegleiter*innen beobachten wir oftmals, dass diese Systeme auf die Schwierigkeiten der Schützlinge einzahlen - auf schulischer Leistungsebene und auf sozialer Entwicklungsebene. Teilweise kann sogar der Eindruck entstehen, die Fortschritte, die ein Schützling in der Begleitung macht, werden durch andere Akteure im System wieder untergraben. Wir als Träger verstehen unsere Arbeit mit dem Kind immer auch aus einer systemischen Perspektive, weil wir der Überzeugung sind, dass hier Potenziale und wertvolle Wirkfaktoren liegen. Wir versuchen daher in angemessenem Rahmen Informationen und Beobachtungen zu teilen und jederzeit in konstruktivem Austausch mit den handelnden Personen im System zu sein.
Trotzdem kann es sich von Zeit zu Zeit so anfühlen, als stoße Schulbegleitung hier an eine Grenze. Das kann sich frustrierend anfühlen und bei langanhaltender Dauer sogar dazu führen, den Wert seiner Arbeit als Schulbegleiter*in zu hinterfragen.
Aus unserer Perspektive ist es "gerade dann!" wertvoll, einerseits weiter im konstruktiven Dialog mit allen Beteiligten zu sein und andererseits, dem Schützling zu signalisieren, dass er oder sie jemanden an der Seite hat, der im professionellen Rahmen für ihn da ist. Und ihn oder sie weiter unterstützt, eigene Perspektiven und Beobachtungen teilt und durch Unterstützung zur Reflektion dazu einlädt, seinen und ihren eigenen Weg zu finden. Auch bzw. "gerade dann", wenn es sich so anfühlt, als würde der Turm, der in der Zusammenarbeit aufgebaut wird, immer wieder umgestoßen. Es ist wertvoll, dem Schützling immer wieder die Bausteine in die Hand zu geben, mit denen er oder sie irgendwann sein eigenes Fundament bauen darf.
Wo stecken Leidenschaft und Begeisterung? Wann blüht dein Schützling auf?
"Ich habe schon viel versucht und weiß gar nicht genau, wo ich mit meinem Schützling ansetzen soll."
Du und dein Schützling dürft euch den Druck rausnehmen zu Beginn der Begleitung direkt mit voller Fahrt in Richtung der vereinbarten Ziele loslaufen zu müssen. Oft kann es wertvoll sein, den Schützling zunächst dort abzuholen, wo er steht und so Nähe und Vertrauen aufzubauen - gehe darüber mit ihm oder ihr in den Kontakt - von dort aus schaut ihr weiter. Begebt euch zunächst neugierig auf die Suche: Nach Motivation und Themen, bei denen er Freude und Interesse spürt.
Wo liegen Leidenschaft und Begeisterung? Wann blüht dein Schützling auf? Wo liegen seine Interessen? Bei welchen Themen spürst du Feuer?
Fallteams September 2023
Jedes Verhalten ist intentional
„Warum macht mein Schützling das?“ Diese Frage kann unterschiedlich betont werden.
Was passiert, wenn wir die Haltung einnehmen, dass jedes Verhalten einem Zweck dient? Auch, wenn wir diesen selbst nicht immer auf Anhieb sehen oder nachvollziehen können. Was passiert, wenn wir die Haltung einnehmen, dass das Verhalten, das mein Schützling gerade zeigt, die bestmögliche Verhaltensvariante ist, die ihm oder ihr in diesem Moment zur Verfügung steht und sie gerade dabei ist ihr Bestmögliches zu geben?
Unser Blick auf Verhalten verändert sich: Wir fragen weniger „Hä? Warum macht der das jetzt schon wieder?!“, sondern „Wozu dient ihm dieses Verhalten gerade? Welches Bedürfnis und welche Intention stecken hinter diesem Verhalten?“
Und langfristig können wir sogar fragen: „Wie kann ich dich unterstützen, Verhaltensalternativen zu entwickeln, damit du in der nächsten Situation zwischen noch mehr Verhaltensmöglichkeiten hast?“
Dem Bild einen neuen Rahmen geben
Dieses Learning ist eng verbunden mit der Haltung, dass jedes Verhalten unseres Schützlings intentional ist.
Beim Reframen geht es darum, ein Verhalten oder eine Situation aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten oder in einen anderen Kontext zu setzen.
Beispielsituation: Max erledigt seine Aufgaben nicht und läuft durch die Klasse.
Bewertung: Er hat kein Bock darauf, sich an Regeln zu halten.
Alternative Bewertung: Seine Konzentrationsspanne ist überschritten und er sucht Wege, um Energie abzubauen.
Wir geben dem gleichen Bild zwei verschiedene Rahmen. Neue Worte schaffen neue Gefühle, indem wir durch das Reframen „mentale Sackgassen“ verlassen können und aus neuer Perspektive neue eigene Emotionen und Gedanken zu einer Situation entwickeln. Diese Emotionen und Gedanken führen zu unterschiedlichem Verhalten unsererseits.
Welches Verhalten würdest du im Falle der unterschiedlichen Bewertungen gegenüber deinem Schützling zeigen?
Hartnäckig blieben
Nicht überall, wo Inklusion draufsteht, ist auch (schon) Inklusion drin.
Einige Systeme sind von den Aufgaben und Herausforderungen, die Inklusion mit sich bringt überfordert, geben den handelnden Personen nicht die Ressourcen, die sie benötigen, um diese Herausforderungen zu bewältigen, oder sperren sich.
Neben der Begleitung des Schützlings fühlt es sich hier zeitweise so an, als würde man auch auf dieser Baustelle arbeiten.
Für Schulbegleitungen bedeutet dies manchmal hartnäckig zu bleiben und für die Bedürfnisse des Schützlings und auch für seine eigenen einzustehen. Dies ermöglicht den Systemen Inklusion mitzulernen, Strukturen zu schaffen, wo vorher noch keine waren und Sensibilität zu erlangen.
Was dabei frustrierend sein kann: Dieser Prozess kann langwierig und mit immer neuen Hindernissen gepflastert sein – hier heißt es: hartnäckig bleiben UND auf sein eigenes Energielevel achten.
Wann ist welche Baustelle dran?
Fallteams Oktober 2023
Was will mein Schützling?
Manchmal sind Erwachsene in Situationen, in denen sie entscheiden zu müssen. Aus Weitsicht oder emotionaler Klarheit, auf die ein Schützling im akuten Moment vielleicht keinen Zugriff hat. Gleichzeitig ist es für das Erfahren von Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit notwendig, Schützlinge in die Entscheidungen miteinzubeziehen – gerade, wenn es um sie selbst geht. Dies erfordert Geduld, Offenheit bezüglich des möglichen Ausgangs und Bereitschaft mit Argumenten seine Perspektive zu vertreten – das kann in manchen Situationen herausfordernd sein.
In unserem Beispielfall nimmt ein Schützling seine verschriebenen Medikamente an einigen Tagen nicht ein und zeigt an diesen unkonzentriertes und impulsives Verhalten.
Auch, wenn die Entscheidung der Medikamenteneinnahme nicht gänzlich verändert werden kann, kann durch Sprechen über die Situation dennoch das Verständnis auf beiden Seiten erhöht werden. Und vielleicht Kompromisslösungen gefunden werden. In diesem Fall ist durch die Auseinandersetzung mit dem Schützling und dem Fragen nach seinen Bedürfnissen herausgekommen, dass er sich weigerte, seine konzentrationsfördernden, aber auch müde machenden Medikamente an den Tagen einzunehmen, an denen er im Nachmittagsbereich noch zum Fußballtraining gehen wollte.
Durch diese neue Informationslage gibt es die Möglichkeit, eine Situation neu zu bewerten und möglicherweise Lösungen zu finden, die - so gut es geht- , viele Bedürfnisse berücksichtigen.
Was ein guter Schultag ist, kommt ganz darauf an, wen man fragt.
„Ein guter Schultag ist, wenn er ruhig und konzentriert arbeitet“. – Lehrkraft von Tim.
„Ein guter Schultag ist, wenn ich meine Energie loswerde, Quatsch mache und von meinen Mitschüler*innen lustig gefunden werde – das sind die Tage, an denen ich das Gefühl habe, in meiner Klasse wahrgenommen und akzeptiert zu sein.“ – Tim
Und was sagt die Schulbegleitung?
Die darf beide Perspektiven sehen und neben der Lehrkraft auch besonders Tim verstehen und in seinen Wünschen wahrnehmen. Von dieser Basis aus, kann sie Tim unterstützen, dass beides geht. Sie kann Tim dabei helfen Strategien zu entwickeln, wie er länger konzentriert arbeiten kann. Und auch mit ihm daran arbeiten, Wege zu finden, konstruktiv mit seinen Emotionen umzugehen und mit seinen Mitschüler*innen gut in den Kontakt zu kommen, den er sich wünscht.
Wie viel Nähe ist erlaubt? Wie viel Distanz ist professionell?
Manche Themen kommen in den Fallteams immer wieder – und das ist auch gut so.
Gerade beim Nähe-Distanz-Verhältnis zum Schützling ist es wichtig, immer wieder kritisch zu hinterfragen, wo wir stehen. Dabei können wir besonders darauf achten, wenn wir mit dem Schützling in unterschiedlichen Settings unterwegs sind, wie zum Beispiel in der Schule und in der anschließenden OGS. Wo ist mehr Nähe hilfreich, wo ist mehr Distanz angemessen? Im Idealfall mit transparenter Rücksprache mit deinem Schützling 😊
Schaue zu diesem Thema gerne auch in die Learnings aus den Fallteams Oktober 2022, da ist der Punkt noch genauer beschrieben.